Teaser: Edge trifft Chromium: Gedankenspiele

Edge trifft Chromium: Gedankenspiele

Willkommen zurück! Heute geht es zum letzten Mal theoretisch zu, versprochen. Microsoft hat vor einigen Wochen eine Bombe platzen lassen und verkündet, den Edge Browser in Zukunft auf Chromium basieren zu lassen. Wenn ich zurückdenke, waren meine ersten Gedanken dazu sehr positiv. Ich bin ja nun schon einige Jahre als Web-Entwickler unterwegs und jeder der schon einmal eigene Seiten für z.B. Internet Explorer 7 optimieren musste, kann das sicher nachvollziehen. Der Konzern aus Redmond hat gerade beim Thema Browser nicht immer ein glückliches Händchen bewiesen.

Als während der Insider Phase von Windows 10 klar wurde, dass es auch einen neuen Browser namens Edge geben wird, war ich zugegebenermaßen erstmal erleichtert. Meine ersten privaten Entwicklungen musste ich damals noch für Internet Explorer 6 optimieren. Wer kennt sie nicht die ganzen Bedingungen im HTML-Markup, um nur spezielle Versionen des Internet Explorers anzusprechen. Die letzten Jahre wurde es dann um einiges besser, als der Internet Explorer 11 zum einzig unterstützen Browser von Microsoft wurde. Dieser beherrscht viele der moderneren CSS Eigenschaften und auch JavaScript Funktionen.

Edge hob das Ganze auf ein ganz neues Level. Bei vielen Techniken ist er auf Augenhöhe mit Vertretern der Open Source Szene, so machte auch Web-Entwicklung wieder Spaß. Auch die Firma in der ich beschäftigt bin, hat sich dazu entschlossen, die Unterstützung des Internet Explorers Anfang des kommenden Jahres einzustellen.

Ade Internet Explorer

Das bringt mich zum ersten Punkt den ich sehr begrüße an der Entscheidung. Mit der Umstellung auf Chromium als Rendering Engine, wird nicht nur die Browserlandschaft einheitlicher - mehr dazu auch später, sondern es werden auch ältere Windows Versionen wie 7 und 8 unterstützt. Damit gibt es (fast) keinen Grund mehr, den Internet Explorer noch freiwillig einzusetzen. Fast, weil es in vielen größeren Firmen üblich ist, die Computersysteme zentral zu verwalten und vorzuschreiben welche Software installiert wird. Oft verzichten diese Firmen auf die Installation fremder Browser und schreiben den Internet Explorer vor. Auch viele Anwendungen auf Basis von C# verwenden die Engine des Internet Explorers, um HTML Inhalte darzustellen. Oft ist das auch ein Grund für Firmen, ewig und drei Tage an diesen alten Versionen festzuhalten.

Wenn man sich die Browserstatistiken der letzten Jahre ansieht, dann ist die Quote des Internet Explorers stark rückläufig und wird in naher Zukunft unter die 10% Marke fallen. Ich hoffe, dass der nun angekündigte Schritt diese Entwicklung noch stärker beschleunigen wird, damit wir diese ganzen Altlasten hinter uns lassen können.

Willkommen Standards

Normalerweise heißt es ja, Konkurrenz belebt das Geschäft. Diese These unterstütze ich natürlich auch, aber nicht in Bereichen, in denen es um die Umsetzung von Standards geht, sondern eher wenn es um den Preiskampf von Produkten geht. Bei der Umsetzung von Standards gilt für mich eher, viele Köche verderben den Brei. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass viele Browserhersteller ihre ganz eigene Interpretation des Standards haben. Google war hier mit dem Chromium Projekt noch am ehesten am Standard dran. Leider haben sogar Firefox und Safari manchmal ein Eigenleben, wenn es um speziellere Funktionen geht.

Mit dem Schritt Microsofts, auf Chromium zu setzen, wird zwar eine weitere Engine - übrigens EdgeHTML genannt - verschwinden, der Standard damit aber wohl weiter vorangetrieben. Der Konzern aus Redmond hat nämlich angekündigt, sich an der Entwicklung von Chromium aktiv zu beteiligen.

Wenn ich nun einen Nachfolger küren müsste, wenn es um die suboptimale Umsetzung des Standards geht, wäre das wohl Safari. Gerade in den letzten zwei bis drei Jahren hat sich gezeigt, dass die Entwicklung hier dem Standard oft weit hinterherhinkt. Lasst uns also hoffen, dass wir hier nicht den nächsten Internet Explorer an der Backe haben.

Schwieriger Stand

Wenn man sich die Geschichte von Edge anschaut, war diese auch alles andere als glücklich. Leider wurde der Browser in meinen Augen unvollständig veröffentlicht. Niemand wollte einen Browser verwenden, bei dem Basisfunktionen fehlten, erst recht nicht, wenn man sich über die Jahre an den Luxus von abertausenden Erweiterungen bei anderen Browsern gewöhnt hat. So kommt es nicht überraschend, dass auch heute noch die Verbreitung bei erst ca. 5% liegt und das, obwohl es sich um den Standardbrowser von Windows 10 handelt, einem System, das sich langsam aber sicher einer Milliarde installierter Systeme nähert.

Schattenseiten

Ich will natürlich nicht verschweigen, dass nicht alles an Edge schlecht war. Ich verwende Edge zum Beispiel sehr gerne auf meinen Tablets, da er eine wesentlich bessere Leistung bietet als der Rest. Seit Erweiterungen über den Store unterstützt werden, fehlt mir zumindest für die private Anwendung auch keine Funktion mehr. Beruflich konnte ich mich leider nie mit der Entwicklerkonsole anfreunden und glaubt mir, ich habe es immer wieder versucht.
In Sachen Akkulauftzeit ist er laut Aussagen von Microsoft unangefochten an der Spitze. Ich selbst habe diesen Sachverhalt bisher aber nicht überprüft.

Leider fallen mir gerade keine weiteren positiven Punkte mehr ein, solltet ihr noch andere Gedanken zur Thematik haben, könnt ihr mich gerne jederzeit über das Kontaktformular erreichen.

Jetzt will ich euch aber nicht länger aufhalten. Es hielt sich ja zum Glück in Grenzen heute.